Rückblick und Ausblick – Interview mit dem Trainer der 1. Mannschaft, Marcel Spennhoff und seinem Nachfolger Kevin Weber

Marcel, wie bewertest du den bisherigen Saisonverlauf? Du selbst hast in den letzten Wochen von wohl der schwierigsten Saison seit Ewigkeiten gesprochen.
Nach dem Abstieg aus der Bezirksliga hatte man sich das Ziel gesetzt wieder in den oberen Tabellenregion zu stehen, wurde aber schon mit Beginn der Sommervorbereitung etwas ausgebremst. Man hatte auch in der Vorsaison schon mit vielen Verletzungen, Krankheiten und (nachvollziehbaren) beruflichen sowie privaten Ausfällen zu kämpfen. Mit dem Start der Vorbereitung nahm dies aber nochmal krassere Formen an und hielt über Monate lang an, wie ich es in meiner gesamten Zeit in Saarn noch nie erlebt hatte. Trainingseinheiten und Testspiele fielen aus und wir waren froh, dass wir manchmal mit Unterstützung aus der Zweiten oder Ü32 überhaupt antreten konnten. Leider gab es auch innerhalb der Mannschaft unterschiedliche Ansichten auf diverse sportliche Ereignisse mit denen man sich zusätzlich beschäftigen musste. Nach einem guten Saisonstart machte sich dies dann auch auf dem Platz bemerkbar. Unabhängig der vielen Ausfälle, konnten wir auch sportlich keine guten Leistungen erbringen.  Nach sechs Niederlagen in Folge rutschten wir auf einen Abstiegsplatz. Leider gingen dann Verein und Oliver Vössing getrennte Wege.

Wie ging es dann weiter? Für Verein als auch Mannschaft war dies eine ganz neue Situation.
Der Verein hatte sich mit Sven Heiligenstadt und mir zusammengesetzt und wir haben gemeinsam über mehrere Lösungsmöglichkeiten gesprochen und überlegt was das Beste ist. Das oberste Ziel war es wieder Ruhe in die Mannschaft zu bekommen, um sich voll und ganz auf das Sportliche konzentrieren zu können. Da Sven und ich seit vielen Jahren im Verein tätig sind und einen guten Draht zu den Jungs haben und auch der Vorstand diese Ansicht vertrat, erklärten wir uns bereit diese Aufgabe zu übernehmen.

Bis zur Winterpause war die Punktausbeute zufriedenstellend und ihr konntet euch auf Platz 10 vorarbeiten. Was habt ihr anders gemacht?
Grundsätzlich nicht viel. Wie das halt bei einem Trainerwechsel so ist, haben wir mehrere Kleinigkeiten verändert aber im Großen und Ganzen blieb der grobe Ablauf beim Alten. Viel mehr lag die Priorität darauf wieder eine positive Stimmung ins Team zu bekommen und den Spaß am Fußball wieder in den Fokus zu rücken. Dafür mussten einige Gespräche geführt werden. Letztendlich ist es uns gelungen wieder alle unter einen Hut zu bekommen. Trotz einer weiterhin hohen Ausfallrate haben wir es geschafft starke 16 Punkte in acht Spielen zu erkämpfen. Damit standen wir auf einem Nichtabstiegsplatz und hatten unser Etappenziel erreicht.

Und damit habt ihr auch beschlossen weiter als Trainerteam zu fungieren…
Die Mannschaft hat sehr gut mitgezogen. In jedem Spiel wurde voller Einsatz gezeigt und auch abseits des Platzes war die Stimmung deutlich positiver. Als Trainerteam haben wir von der Mannschaft und Vorstand ein gutes Feedback und die größtmögliche Unterstützung erhalten. So hat es uns die Entscheidung leichtgemacht bis zum Saisonende weiterzumachen.

Mit einer guten Wintervorbereitung und dem Sieg gegen Vierlingen wolltet ihr den Grundstein für eine erfolgreiche Rückrunde legen…
An dem Hauptziel, die Klasse zu halten, hatte sich nichts geändert. Trotzdem wollten wir natürlich einige Plätze gut machen und uns im gesicherten Mittelfeld festsetzen. Leider konnten wir die Vorbereitung nicht so durchziehen wie geplant. Es blieb bei vielen Kranken und Verletzten. Mit den üblichen Urlauben und beruflichen Verhinderungen hatten wir eine durchschnittliche Trainingsbeteiligung von 11 Spielern. Leider haben auch einige Spieler den Teamgedanken vermissen lassen, den es für einen Mannschaftssport erfordert und es auch mal ein Donnerwetter gab. Insgesamt war die Vorbereitung nicht optimal aber letztendlich haben wir das Beste aus der damaligen Situation gemacht.

Der Auftakt gestaltete sich wie erwartet positiv aber anschließend rückten die Abstiegsplätze wieder näher. Wie seid ihr damit umgegangen?
Grundsätzlich war es ja keine neue Situation, weil wir uns vor dem Jahreswechsel auch in dieser Tabellenregion befanden. Die Kadersituation war weiterhin extrem angespannt und die schwache Trainingsbeteiligung machte sich natürlich auch sportlich bemerkbar.
Nach der schmerzlichen Niederlage gegen Taxi war es für uns wichtig ruhig zu bleiben und uns auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Schließlich stand direkt das wichtige Spiel gegen Heimaterde an. Dort haben wir eine klasse Leistung gezeigt und konnten alles umsetzten was wir uns vorgenommen hatten. Insbesondere die individuellen Fehler, die uns zuvor Punkte gekostet haben, konnten wir abstellen und die sich ergebenen Torchancen effektiver nutzen. Letztendlich wurden wir mit drei Punkten belohnt und es entstand ein wichtiger Impuls im Kampf um den Klassenerhalt der seitdem an allen und Ecken zu spüren ist.

Und sich wie bemerkbar macht?
Abgesehen davon, dass Gewinnen wichtig für die Moral und Stimmung ist, kamen seit dem Spiel gegen Heimaterde schrittweise einige Verletze oder Urlauber zurück. Dementsprechend herrscht endlich mal Konkurrenzkampf das sich im positiven Sinn auf die Trainingsqualität auswirkt und für deutlich mehr Spaß in der Truppe sorgt. In jeder Trainingseinheit wird ordentlich gearbeitet und auch sonntags herrscht spielerisch ein ganz anderes Niveau. Der absolute Wille ist spürbar jedes Wochenende eine gute Leistung abzuliefern. Die Siege gegen Wedau und Buchholz waren der gerechte Lohn. Auch gegen Styrum und Wanheim hat die Mannschaft ein starkes Spiel abgeliefert und hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt.

Ihr konntet euch ein Polster von 6 Punkten erarbeiten. Der Klassenerhalt ist greifbar. Wie lautet die Zielsetzung für die restlichen Spiele (Raadt, MFCII, Duissern)?
Es bleibt dabei, wenn wir die Klasse halten, haben wir unser im Herbst vereinbartes Ziel erreicht. Wir möchten nicht weniger Einsatz und Willen zeigen und von der ersten bis zur letzten Minute kämpfen. Gelingt uns das, werden wir uns in den letzten Spielen mit weiteren Punkten belohnen.

Vor wenigen Wochen hat der Verein bekanntgeben, dass Sven und du auf eigenen Wunsch als Trainer nicht mehr weitermachen werden. Kevin Weber wird ab Juli das Amt übernehmen. Was sind Eure Gründe?
Sven ist aufgrund einer beruflichen Veränderung zeitlich mehr gebunden und ist ebenso wie ich der Meinung, dass ein externer Impuls dem Verein und der Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt guttun würde. Darüber hinaus möchte ich selber nochmal spielen.

Welche Veränderungen wird es geben? Gibt es mit Kevin einen Austausch?
Schon vor unserer Entscheidung haben Sven und ich in Abstimmung mit dem Vorstand mit der Kaderplanung begonnen. Einige aus der älteren Generation werden in Altersteilzeit gehen. Dazu werden mindestens drei weitere Spieler eine neue Herausforderung suchen. Der Stamm der Mannschaft bleibt aber zusammen und externe junge Spieler mit teils Saarner Vergangenheit haben die Zusage im Falle des Klassenerhalts gegeben.
Die Arbeit wird von Kevin fortgeführt und er wird zum zukünftigen Kader selbst informieren. Wir haben früher selber zusammengespielt und kennen uns. Um das Team schon etwas kennenzulernen und einen geordneten Saisonübergang vorzubereiten, tauschen wir uns über die Mannschaft und Spiele aus. Auch die ein oder andere organisatorische Sache besprechen wir.

Bevor sich Kevin vorstellen wird, bitten wir dich den folgenden Satz zu vervollständigen: Zufrieden bin ich wenn…
…die Zusammenarbeit zwischen Verein, erster und zweiter Mannschaft und Jugend weiterhin so gut funktioniert und wir am 04.06. gegen 17 Uhr auf einem Nichtabstiegsplatz stehen. Darüber hinaus bin ich glücklich, wenn am 19.06. alle ohne Verletzungen von der Mannschaftsfahrt heimkehren und einigermaßen fit in die Vorbereitung starten können. Gerade Letzteres wird schwierig genug.

 

Kevin, du trugst selbst schon das Saarner Trikot. Nutze die Gelegenheit und stelle dich kurz vor. Was waren deine Stationen als Trainer? Wie ist der Kontakt mit Saarn zustande gekommen? Wie schätzt du den Verein ein?
Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und Vater einer 6-jährigen Tochter. Ich arbeite im öffentlichen Dienst als stellvertretender Sachgebietsleiter bei der Stadtverwaltung Düsseldorf.
Meine erste Trainerstation hatte ich tatsächlich in Saarn. Ich bin damals eingesprungen und seitdem gehe ich dieser Leidenschaft nach. Nachdem ich fünf Spielzeiten als u19-Trainer in Lintorf und Hösel arbeiten durfte, bin ich Anfang letzter Saison als Co-Trainer zum MSV Düsseldorf in die Landesliga gegangen und in die Oberliga als souveräner Meister aufgestiegen. Danach habe ich das Abenteuer Oberliga noch ein halbes Jahr mitgestaltet, bevor ich aus persönlichen Gründen eine Veränderung anstreben musste. So bin ich dann im Winter als Co-Trainer nach Blau-Weiß Mintard gegangen. Nach dem Abgang von Christian Knappmann habe ich das Team dann als Interimstrainer über den Winter geführt.
Durch meine Freundschaft zu Tim und Jan van de Wetering ist der Kontakt entstanden. Sie haben einen großen Anteil daran, dass ich mich nach dem Weggang von Oliver Vössing damals bei Uwe Ganz gemeldet habe. Seitdem standen Uwe und ich immer wieder im Austausch und ich bin sehr froh, dass wir jetzt eine Zusammenarbeit realisieren konnten.
Ich kenne den Verein aus mit aktiven Zeit und habe ihn danach immer beobachtet. Es haben sich viele Dinge verändert aber diese sind zum großen Teil positiv. Der Verein hat eine super Infrastruktur und ist personell gut aufgestellt. Ich freue mich ein Teil dieses ganzen zu sein und versuche den Verein bestmöglich sportlich auf verschiedensten Ebenen weiterzuentwickeln.

Welche sportlichen Ziele verfolgst du? Woran gilt es mit der Mannschaft zu arbeiten? Wann startet ihr mit der Vorbereitung und wie sieht diese aus?
Es gilt die Abwärtsspirale der letzten beiden Saisons zu stoppen. Mit dem Abstieg aus der Bezirksliga und der Punkteausbeute in dieser Saison kann man nicht zufrieden sein. Ich möchte mit meiner Arbeit erreichen, dass wir in der nächsten Saison eine solide Saison spielen, wo wir dauerhaft nichts mit den Abstiegsplätzen zu tun haben. Dabei ist es wichtig, dass wir dauerhaft eine konstant hohe Trainingsbeteiligung haben und an vielen Dingen wie zb. Einstellung, Physis und Taktik arbeiten. Wir werden am 25.06. mit der Vorbereitung starten und jedes Wochenende spielen. Es sind in der Vorbereitung neben der Arbeit auf dem Platz auch Einheiten in Bezug auf Fitness und Team Building geplant.

Marcel hatte es bereits angedeutet, wie wird sich der Kader verändern? Stehen schon Neuzugänge fest? Mit wem werden noch Gespräche geführt? Was müssen Neuzugänge mitbringen?
Ich bin sehr froh, dass aus dem aktuellen Kader 16 Spieler für die nächste Saison zugesagt haben. Damit steht ein sehr solides Grundgerüst. Es stehen schon mehr als eine Handvoll Neuzugänge fest und ich bin mit sehr vielen Leuten noch in Gesprächen für die neue Saison. Im Laufe der nächsten Zeit werden wir immer wieder Neuzugänge in den sozialen Netzwerken präsentieren.
Bei der Auswahl von Spielern war mit deren Charakter sehr wichtig. Neben den fußballerischen Qualitäten müssen Sie zu dem vorhandenen Kader passen um zu funktionieren. Jeder Neuzugang kennt die Voraussetzung um in Saarn zu spielen und weiß, was ich von ihm einfordere.

Auch das Trainerteam wird sich verändern. Wer wird dich an der Seitenlinie und hinter den Kulissen künftig unterstützen?
Das Trainerteam der 1. Mannschaft wird zukünftig aus meiner Person als Cheftrainer und 2. Co-Trainern bestehen. Die Co-Trainer werden demnächst, ebenfalls wie die Neuzugänge, offiziell vorgestellt werden. Weiterhin freue ich mich sehr, dass mit Mohamed ein langjähriger Vertrauter des Vereins den Betreuerposten übernehmen wird. Mit Tizia Martin werden wir eine Expertin mit im Team haben, die sich speziell ums Aufbautraining nach Verletzung kümmern wird.
Unabhängig vom Trainer bzw. Funktionsteam der 1. Mannschaft verspüre ich große Unterstützung von den aktuell verantwortlichen Personen im Verein. Ein besonderer Dank geht hier auch am Marcel, der mit mir im engen Austausch steht, damit wir einen bestmöglichen Übergang schaffen werden.

Wie lautet dein Saisonziel und deine Einschätzung zur Liga?
Das Saisonziel wird lauten einen einstelligen Tabellenplatz zu belegen. Gelingt dies, bin ich zufrieden. Zusätzlich setze ich mir persönlich das Ziel, jeden einzelnen Spieler ein wenig weiterentwickeln zu wollen.
Diese Liga ist schwierig einzuschätzen. Es wird immer Mannschaften geben, die finanziell weitaus mehr Möglichkeiten haben werden als wir. Daher tue ich mich aktuell schwer dies komplett einzuschätzen.

Auch du darfst diesen Satz gerne vervollständigen: Ich bin zufrieden, wenn…
alle Spieler in dieser Saison verletzungsfrei bleiben und wir den Verantwortlichen und Zuschauern wieder mehr Freude bereiten können als in den letzten 2 Spielzeiten.

Vielen Dank an euch beide für das Interview und viel Erfolg für die laufende und kommende Saison.