Ein Verein wird gegründet

Die Zeit von der Gründung bis zum Ausbruch des I Weltkrieges 1914

Die Wiege des Fußballs liegt unstrittig in England, wo bereits 1863 die erste Fußballvereinigung gegründet wurde. Gut 10 Jahre später wurde in Braunschweig diese Sportart durch einen Lehrer, der Kontakte auf die Insel hatte als schulische Ertüchtigung angeboten. Die erste dokumentierte Vereinsgründung in Deutschland erfolgte 1884 in Berlin, durch den aus Frankfurt stammenden Georg Leux – FC Frankfurt-Berlin-. In der Hauptstadt wurde auch der älteste Fußballverein Deutschlands gegründet, der sich seit seinen Anfängen bis heute dieser Sportart verschrieben hat – BFF Germania-. Auch in Mülheim an der Ruhr erblickte Fußball an den Gymnasien das Licht der Welt und zunächst wurde in Turnvereinen, die mit Schulen kooperierten, gekickt.

Im Jahre 1900 wurden die ersten Presseartikel zu Fußballbegegnungen veröffentlicht, der sich jedoch überwiegend kritisch mit dieser Art der Leibesübungen auseinandersetzten. Trotzdem fand die Sportart immer mehr Anhänger und die ersten eigenständigen Fußballvereine wurden gegründet oder als Abteilung in bereits bestehende Vereinsstrukturen integriert. Viele Clubs tragen noch heute ihr Gründungsdatum im Vereinsnamen. Dies gilt für weltweitbekannte Teams gleichermaßen wie für Fußballmannschaften aus unserer Region. Der TSV Broich 85 (Fusion), MSV 07 oder Union 09 seien hierfür als Beispiele genannt.

1908 wurde angeführt von einem jungen Mann –Anton van Tintelen- der „Saarner Spielverein“ in der Gaststätte Johann Bröckelschen an der Saarner Straße gegründet. Die Vereinsfarben waren Rot-Weiß und gespielt wurde auf einem Exerzierplatz in der Oembergsiedlung, dort wo sich heute die Grundschule befindet. Torpfosten und Torlatten mussten in einem Schuppen zwischengelagert und zu jeder Trainingseinheit bzw. Spielbegegnung zu Toren zusammengesetzt werden. Bereits vier Jahre später (1912) wurde der Vereinsname in „Alemania Saarn“ und die Vereinsfarben in Blau-Weiß geändert. Aus heutiger Sicht sehr bemerkenswert ist die Tatsache, dass in dieser Gründungsphase eine Vielzahl von Fußballvereinen in Saarn entstanden sind, wobei die Kurzlebigkeit der Verbindungen wohl eher auf „Mannschaften“ schließen lässt und nicht mit den heute üblichen Vereinsstrukturen zu vergleichen ist. Es handelte sich dabei um Preußen Saarn, Fußballclub Deutschland Saarn, Concordia Saarn, Jünglingsbund Selbeck, Sportverein Adler Saarn-Selbeck, Fußballmannschaft des evangelischen Jünglingsvereins, Ballspielverein Viktoria Saarn und der Sportclub Vorwärts Saarn. Ich denke wir können stolz darauf sein, dass TuSpo im Gegensatz zu den anderen Zusammenschlüssen heute noch existiert.

Im Januar 1900 wurde übrigens der Deutsche Fußballbund von 36 Vertretern aus 86 Vereinen gegründet und 1903 bereits die erste Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Der VfB Leipzig siegte mit 7:2 über den DFC Prag und ein Jahr später nahm das erste Mal mit dem Duisburger SpV (heute Eintracht Duisburg) ein Vertreter aus dem Westdeutschen Spiel-Verband an der Endrunde teil. Im Mai 1904 trat Deutschland per Fernschreiben als achtes, der von sieben Ländern an diesem Tag gegründeten FIFA bei.

Der Duisburger SpV erreichte in unserem Gründungsjahr das Halbfinale und der Berliner FC Viktoria wurde Deutscher Fußballmeister. Die Olympischen Spiele finden 1908 in London mit 23 teilnehmenden Ländern statt und erstmalig nehmen 6 Nationalmannschaften und nicht Fußballclubs am Turnier teil. Im Endspiel gewinnt Großbritannien 2:0 gegen Dänemark – Deutschland ist nicht vertreten.

 

1921 entstand auch in Mintard mit dem VfB Sportfreunde Mintard ein erster Fuß­ ballverein. Mit dem Ballspielverein Saarn bekam schließlich auch Tuspo Saarn ab 1922 eine ernsthafte Konkurrenz. 1927 vereinigten sich die beiden Clubs zur Spv Saarn.

 

Über den Spielbetrieb in dieser Zeit ist in Mülheim bzw. Saarn wenig überliefert. Es wird von Städtevergleichsspielen berichtet und insgesamt von einer großen Begeisterung für den Sport aus England. Sportanlagen werden in Eigenregie meist aus Brachland hergerichtet, es gibt selbstverständlich kein Flutlicht, überwiegend keine Umkleidekabinen am Platz und die Sportausrüstung erfordert Kreativität. Zu Auswärtsspielen wird gelaufen oder das Fahrrad genutzt, aber die Akzeptanz der Sportart in der Bevölkerung wächst und das Zuschauerinteresse ist groß. Ganz offensichtlich wird in dieser Gründerzeit zwar Fußball vereinzelt an weiterführenden Schulen als Sport angeboten aber es fehlen Dokumente, die einen Spielbetrieb von Jugendmannschaften in den Vereinen belegen.

 

Fortsetzung folgt

Kapitel 2: Ein Verein in schweren Zeiten